Windräder auf dem Winterstein – Stellungnahme des FDP-Fraktionsvorsitzenden Hans-Otto Jacobi

Die Stadtverordnetenversammlung ist in ihrer jüngsten Sitzung mehrheitlich der Empfehlung des Magistrats gefolgt und hat beschlossen, die Entwicklung eines Windparks auf dem Winterstein mit der ABO Wind AG als Projektentwickler voranzutreiben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Otto Jacobi nahm in dazu in der Stadtverordnetenversammlung wie folgt Stellung:

Wir erörtern heute einen romantisch verklärten „Windpark Winterstein“. Und nicht nur die bis vor zwei Jahren übliche Benennung „Natur- und Erholungsgebiet“ wurde somit ersetzt. Es geht um die Umgestaltung unseres Waldes in ein Industriegebiet mit gravierenden Folgen für die Pflanzen- und Tierwelt. Zu tausenden werden Vögel und Fledermäuse an Rotorblättern zerschellen, Böden verdichtet und Bäume gefällt. Dies sind für uns keine abgestandenen Argumente, sondern ökologische Auswirkungen, die unser Denken und unsere Wahrnehmung von Verantwortung bestimmen müssen.

Trotz unverändert starker und grundsätzlicher Skepsis sind wir nicht generell gegen Windräder. Nachhaltige Stromerzeugung durch Wind und Sonne ist ein sympathischer Ansatz. Für uns fraglich bleibt vor allem: Warum muss das auf der Regen- und Windschattenseite des Taunus stattfinden und nicht auf dem Taunuskamm mit deutlich höherer Windintensität? In den deutlich höher gelegenen und windintensiveren Arealen von Oberursel oder Bad Homburg verzichtet man offenbar gerne auf die doch angeblich so hochlukrativen Windräder. Man schiebt diese großherzig lieber den „Hinterwäldlern“ zu.

Gespräche mit Anbietern in mehreren Ausschuss-Sitzungen machten deutlich, was im Mittelpunkt der Diskussion bei Bau und Betrieb der Windkraftanlagen steht: Es geht nicht so sehr um optimale Energiegewinnung, schon gar nicht um Natur- oder Tierschutzschutzbelange, nicht um Entsorgungsfragen bei nicht recyclebaren Rotorblättern. Es geht um Geld und optimale finanzielle Ergebnisse – auch für unsere Kommune. Finanzielle Vorteile für unsere Stadt zu erzielen, ist ohne Frage legitim und notwendig. Aber bitte ohne das Verdrängen von Risiken und Ausblenden von Problemen.

Einige Fragen zur Wirtschaftlichkeit haben sich uns in diesem Zusammenhang nicht erschlossen:

  • Auf der Investitionsseite: Welche Mengen an Stahl und Beton werden für den Windradbau benötigt und sollen nach 25 Jahren wieder vollständig beseitigt werden? Antworten liegen trotz Nachfragen nur teilweise vor und für Einschätzungen der Energie- und Klimabilanz der Maßnahmen fehlen selbst elementare Grundlagen. Die Mengen sind wohl mehrere 1.000 Tonnen pro Windrad.
  • Auf der Ertragsseite: Warum erfolgen Windmessungen erst nach Grundsatzentscheidungen? Die überraschende Antwort: Auf den erzielten Ertrag hat die Windintensität gar keinen Einfluss. Bei dem vermeintlichen Sorglos-Paket wird unterschiedliche Windintensität bei dem Erstatten von Erträgen ausgeglichen. Ob also Wind weht und wie hoch Stromerträge sind, spielt keine Rolle für Betreiber. Dass diese Denke mit für die europaweit höchsten Strompreisen in Deutschland verantwortlich ist, braucht niemanden zu wundern.

Wir sollen uns heute für ein Angebot entscheiden, obwohl zahlreiche Fragen zu Anbietern und Angeboten offen sind. Eine weitere ist heute nochdazu gekommen, wie die Vorsitzenden der Fraktionen wissen. Bei etlichen Fragezeichen für Windkraft auf dem Winterstein sollten wir uns ein Beispiel an unser Nachbarstadt Friedberg nehmen. Daher beantragt die FDP-Fraktion: „Angesichts vorliegender alternativer Angebote mit inhaltlich erheblichem Unterschied treffen die Stadtverordneten der Stadt Rosbach ihre Entscheidung über Windkraftanlagen erst, nachdem das Ergebnis einer anderweitig in Auftrag gegebenen unabhängigen Experten-Stellungnahme vorliegt und erörtert ist.“